Blicke in dichte Räume. 
Kleine Individuen in Terrarien. Kinder sind unterwegs – völlig unbeaufsichtigt. Fabelwesen schwirren herum. Das sind Tagträume, zusammengesetzt aus Bruchstücken von Märchen, von Tiersendungen die aus dem Ruder gelaufen sind und von Naturstudien im Unterholz. 
Da gibt es bestimmt eine wirre Fantasy-Geschichte dazu. Die nebeligen Hintergründe sind seltsam überheizt. Kein Horizont zu sehen, nirgends. 

Haben die Kinder sich im Wald verlaufen, wurden sie da ausgesetzt oder sind sie abgehauen? 
Oder werden sie in Gurkengläsern gefangen gehalten? 
Oder kommen die befruchteten Eizellen in die Gurkengläser und die Kleinen werden da drinnen gezüchtet? 
Alles möglich, alles unklar, die magischen Titel legen eher noch einen süßen Schleier über die Szenerie.
Die Kinder scheinen sich jedenfalls wohlzufühlen, wo immer sie da auch sind und machen einen erstaunlich gelassenen Eindruck. Alle sind gut angezogen. Körperlich und wohl auch seelisch sind sie offensichtlich unversehrt. Mangelernährung ist nicht festzustellen, auch keine sichtbaren Verletzungen.
Manche haben auch teure Requisiten in die Hand bekommen, wie ein Teleskop, mit dem man im dicken Nebel allerdings nicht weit gucken kann oder eine lebensgroße Krokodilschwimmhilfe zu der der Bub laut Titel des Werkes schon eine über den Nutzwert der aufgeblasenen Amphibie hinaus reichende romantische Neigung gefasst hat. Richtig glücklich sieht aber nur die Schwimmhilfe aus. 

Alles leichter Wahnsinn – wieso freut sich der Junge dass die Katze kaputt ist?
Und warum ist das fliegende oder tauchende Schweinchen nur so seltsam vergnügt?
„ Pralle Praline“ heißt das Tierchen, sieht eher aus als würde es sich von Haschkeksen ernähren.

Die böse Hexe Baba Jaga wohnt jedenfalls in einem Bauwagen im feuchten Unterholz, da passieren keine guten Dinge. Und die Spurensicherung wird da nix finden wenn es erwartungsgemäß zum Äußersten kommt. „Der Regen hat alles weggespült“ sagt dann der Ermittler vor Ort im Sonntagsabendkrimi. 
Die Laterna Magica entpuppt sich als Knoblauchzopf.
Und vor dem einzigen Blumenstrauß steht man irritiert und sucht die surreale Überraschung und findet sie nicht.

Die Bilder von Andrea Damp sind wie fernsehgucken ohne Fernsehen. Das geht bestens, wenn man die richtigen Tafeln an der Wand hat. Man sucht und sucht im Bild und findet was im eignen Kopf.
 
Was soll ich eigentlich noch loben an den Arbeiten von Martin Möhwald.
Die Dinge haben jetzt einen Zustand erreicht, an dem jede Kritik und jedes Lob abperlt. 
Teetrinken, Blumen in Vasen stellen und Quitten, die noch ein wenig nachreifen müssen, und mit denen man eh nichts rechtes anfangen kann, in die Schale legen – das sind Beschäftigungen die nie überflüssig werden und zur Not kann man damit den Tag rumbekommen.
Der Rest ist Meditation.
Wer durch Fleiß und stetes Bemühen dahin gekommen ist, professionell und von Amtswegen über die Funktion von Kunst nachdenken zu dürfen, und mit dieser Fähigkeit auch noch eine gut dotierte Stellung erobert hat, also als Kommunikator
Strukturen und soziologische Bedeutung von Kunstwerken und Kunst im objektbezogenen Vorgehensweise im Versuch der Verständigung über problematische Geltungsansprüche im öffentlichen Raum konstituiert – der sollte eine solche Schale in die Hände nehmen und dann einfach die Klappe halten.
Ruhe wäre schön.
An nichts denken.
Der Laudator schweigt, das Publikum auch und schmunzelt.
Fünf Minuten Schweigen, von so einem leichten, wohligen Summen unterlegt.
Und endlich nichts mehr hören von irgendwelchen Jubiläen vom Bauhaus, Novemberrevolution und 30jährigen Krieg.
Vielleicht dann noch eine Meditation über Wandstärken und Wölbungen. Und über die Effizienz des Materialeinsatzes und die Statik von Halbschalen. 
Über Gewichtung des Dekors zwischen Mitteilung und inhaltlicher Diskretion.
Oder ein Nachdenken darüber was bei Möhwald zuerst da war: die Ruhe in sich selbst oder die Ruhe in der Keramik oder beides auf einmal gleichzeitig.

Etwas seltenes in dieser Zeit: der Mann ist Krisenresistent. Die Qualität seiner Arbeit hat ein Stand erreicht, das man sagen kann: Möhwald produziert Erbstücke.
Die Gefahr, dass jemand eine Möhwaldschale bei einer finalen Wohnungsauflösung wegschmeißt ist äußerst gering. Die Dinge sind absolut selbstverständlich, nicht die Spur von unnützen Zierrat. Das sind Alltagsgeräte die das Potential von Ritualobjekten haben.
Was wie eine Vase aussieht soll auch eine sein und repariert wird nichts.
Der Rest ist Meditation.
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